WMDEDGT April 2020

Wie jeden fünften eines Monats fragt Frau Brüllen, was wir eigentlich den ganzen Tag so machen.
Heute in der Coronavirus-Edition.

Der Tag beginnt um viertel vor vier, da weint -huch!- das große Kind. Sie kann nicht mehr schlafen. Der Mann bringt sie ins Schlafzimmer und legt sich stattdessen in ihr Hochbett.
Eine Viertelstunde weint das kleine Kind, noch eine Viertelstunde später bringt er dann auch sie ins Schlafzimmer und meint, am besten solle ich mich ins Bett vom großen Kind legen, er würde bei den Kindern bleiben. Nun gut.
Es ist Ruhe bis ungefähr sieben Uhr, dann stehen die Kinder auf, spielen erst im Zimmer vom kleinen Kind, dann in dem, in dem ich liege, dann geht das große Kind aufs Klo mit dem kleinen Kind als Gast und weil alle Türen aufstehen, kriege ich auch alles im Dolby Surround Sound mit. Schön.
Der Mann macht den Kindern ein Peppa Wutz-Hörspiel an, ich schließe die Tür unauffällig. Die Kinder hören so viel Peppa Wutz in diesen Tagen, dass sie sich wahrscheinlich bald in Schweinchen verwandeln werden.

Der Mann steht auf und geht zum Bäcker, die Kinder besuchen mich im Hochbett. So um acht stehe ich aber auch auf. Klo, waschen, anziehen, ach nee, ich könnte mich mal auf die Waage stellen. Trotz sehr wenig Bewegung aktuell noch nicht nennenswert zugenommen, gut.

Ich habe, vermutlich von der relativ weichen Matratze im Kinderbett, Schmerzen im unteren Rücken. Ich mache ein paar Yogaübungen. Ganz schön steif bin ich geworden. Die Mitte 30 nähern sich mit großen Schritten.

Eine Runde mit dem Wäschekorb durch alle Zimmer, dann ab in den Keller. Oh, da hängt ja noch die Wäsche von vor ein paar Tage. Die Maschine wird auch gar nicht so ganz voll, na gut. Trotzdem einschalten.

Erstmal wieder nach oben, Tischdecken. Und die Spülmaschine muss auch ausgeräumt werden. Der Mann kommt mit den Brötchen zurück.
Ich koche Tee und ein Ei. Ich spare mir das Frühstücksei, schließlich esse ich grad jeden Abend ein hartgekochtes Osterei. Das reicht.

Bis wir frühstücken ist es halb neun.
Danach geht es ans Putzen bzw. vorher müssen wir natürlich noch aufräumen. Immer wieder ein Vergnügen. Was alles an Zeug rumliegt. Der Mann startet im Keller, da haben die Kinder nämlich vor einiger Zeit ein Döschen mit Glitzer ausgeleert und immer, wenn jetzt jemand in den Keller geht, glitzert auch der Rest vom Haus.

Dann kümmere ich mich um die Wäsche. Die alte Wäsche abhängen, die saubere aufhängen, vorher muss ich aber noch ein paar Minuten warten, bis die Maschine endlich fertig ist. Ich hänge nur einen Pullover in den Keller, der Rest kommt auf die Terrasse in die Sonne.
Danach gehe ich nach oben Zähne putzen und das große Kind mal ein bisschen grundreinigen. Zähne putzen, Haare bürsten, man verwahrlost ja völlig, wenn man unter der Woche keinen richtigen Rhythmus hat. Na gut, so schlimm ist es noch nicht.

Ich tausche die Handtücher aus, während der Mann mit dem Staubsauger nach oben kommt. Wieder ab in den Keller. Eine neue Maschine anstellen, diesmal mit Handtüchern und Unterwäsche.
Der Mann schickt sich zu wischen an, natürlich kommen die Kinder jetzt auch runter, ganz schlechter Zeitpunkt.
Ich locke sie wieder hoch und lese drei Bücher vor. Dann ist der Mann fertig mit Wischen und holt das kleine Kind zum Mittagsschlaf ab.

Es ist elf Uhr und ich gehe mit dem großen Kind hoch auf den Dachboden. Da steht meine Nähmaschine. Ich habe einer befreundeten Familie versprochen, „Rotzfahnen“, also behelfsmäßige Atemschutzmasken, zu nähen. Die Masken sind fast fertig, jetzt muss ich die Bindebänder nähen. Ganz fertig kann ich sie dann aber immer noch nicht machen, weil mir der Draht für die obere Verstärkung fehlt. Die dafür geplanten Wäscheklammern befinden sich im Zimmer vom kleinen Kind. Ok, es eilt ja nicht.

Um halb zwölf gehe ich runter, die Sendung mit der Maus läuft. Wir lernen was über Flughäfen und Waschanlagen.

Es ist Sonntag. Normal würden wir nach der Maus zu meiner Schwiegermutter zum Mittagessen fahren. Aufgrund der Pandemie soll aber jeder schön daheim bleiben, also tun wir das natürlich auch. Der Mann hat Lust auf Griechisch. Ich bestelle mir eine Ofenkartoffel. Dazu gibt es frischen Spinat, der war letzten Mittwoch in der Biokiste.

Der Mann geht das kleine Kind wecken, ich hänge Wäsche auf. Das große Kind matscht schon wieder auf der Terrasse mit Erde und Sand rum. Das Kärchern der Terrasse kann ich mir dieses Jahr wohl sparen.

Das kleine Kind ist wach und kommt runter, der Mann geht das Essen abholen. Jetzt matschen beide auf der Terrasse rum, ich verziehe mich in die Küche und bereite den Spinat auf. Das ist wie immer eine Riesenmenge und viel wird nicht davon übrig bleiben. Ich denke mir Spinat-Slogans aus: „Frischer Spinat – großes Gemüse ganz klein“ oder so ähnlich.

Zum Spinat kommen Zwiebeln, Knoblauch, Sahne und Gewürze in den Topf. Da kommt auch der Mann mit dem Rest vom Essen.
Jetzt müssen wir allerdings erstmal die Kinder von Sand und Dreck befreien. Wir tragen beide nach oben ins Bad, das große Kind kommt in die Dusche, das kleine säubere ich im Waschbecken.

13 Uhr, Mittagessen. Die Kinder essen Pommes. Meine Ofenkartoffel ist auch ganz lecker.

Danach beschließt das große Kind basteln zu müssen und erbitte ausgerechnte vom Mann Hilfe, der überhaupt gar nicht basteln kann.

Der Nachmittag vergeht bei den Kindern mit sehr viel Matsch und Sand, Roller- und Radfahren, bei mir mit Teetrinken, Lesen und Schwätzchen mit dem Nachbarn halten (schön mit Abstand natürlich). Außerdem spricht das große Kind ausführlich mit dem Nachbarn über Ostern und Kuscheltiere. Ich amüsiere ich sehr beim Zuhören. Die Nachbarn sind Muslime und feiern eher kein Ostern.

Gegen 16 Uhr fährt der Mann los, um mit seiner Mutter spazieren zu gehen. Er setzt sich auch eine der Masken auf.

Gegen später spielt das große Kind draußen mit dem Nachbarssohn. Die Nachbarn halten sich auch weitgehend zu Hause auf, die Ansteckungsgefahr wird also wohl gering sein. Zum Glück haben wir nicht noch mehr Nachbarskinder, man kann den Kontakt also gut kontrollieren. Und ich bin froh, dass die Kinder wenigstens einen Spielkameraden haben.

Ich ärgere mich ein wenig über die Sand-Matschmengen auf der Terrasse und schaufele einiges davon ins Beet zurück. Dort hat das große Kind schon ein kleines Schlammbad angelegt. Zum Glück ist der Garten eh ein einziges Chaos, da macht das auch nichts mehr aus. Im Sandkasten ist mittlerweile kaum noch was. Im Prinzip könnte man einfach einen Sandhaufen aufschütten.

Der Mann kommt nach etwa einer Stunde zurück und bereitet gegen viertel vor sechs die Badewanne vor. Das kleine Kind ist ausgesprochen dreckig und freut sich aufs Planschen.
Plötzlich steht das große Kind im Flur und möchte Luftballons haben. Ich kündige an, dass es keine Luftballons gibt, sie sich jetzt vom Nachbarn verabschieden soll, die Badwanne wartet.

Die Kinder baden fröhlich, dann möchte das kleine Kind raus. Ich trockne sie ab und ziehe sie an. Dann möchte sie noch etwas vorgelesen haben. Ich höre verdächtige Geräusche aus dem Bad und rufe dem Kind zu, sie möge bitte nicht alles unter Wasser setzen.

Vergeblich, als ich wieder zu ihr komme, ist natürlich alles nass. Ich bin ziemlich sauer und lasse sie das auch ziemlich deutlich wissen.

Der Mann kommt und kümmert sich um sie, während ich das Bad trockenlege.

Dann gibt es Abendessen für die Kinder. Das große Kind isst Butterbrot, das kleine Kind hat sich Brei gewünscht.

Anschließend dürfen sie noch etwas fernsehen, danach gehts Zähneputzen und ab ins Bett. Ich lese noch zwei Geschichten vor und verteile Wasser an alle. Der Mann bleibt beim kleinen Kind, ich gehe hoch auf den Dachboden, um noch etwas zu nähen. Es läuft ganz gut, aber natürlich fluche ich wieder und trenne ein paar Nähte auf. Es ist wie beim Stricken, ich muss alles nochmal aufgemacht haben, damit es fertig werden kann.

Um 20 Uhr gehe ich runter, um Abendessen zu essen.

Wir gucken Tagesschau, im Fernsehen läuft mal wieder nichts. Ich schreibe diesen Beitrag zu Ende.

Duschen muss ich noch, mehr tut sich heute nicht.

Gute Nacht!