Jahresrückblick 2021

Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
6-7

Glücklich gewesen?
Die meiste Zeit, ja. Besonders gegen Ende des Jahres war es aber ein besonders extremes Auf und Ab der Gefühle, insbesondere beim Glück.

Zugenommen oder abgenommen?
Ein bisschen zu, ein bisschen ab.

Haare länger oder kürzer?
In der Mitte gleich wie immer. An den Seiten viiieeel kürzer.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Auch keine Änderung

Mehr ausgegeben oder weniger?
Bisschen mehr ausgegeben, da einige Dinge erledigt und erneuert werden mussten.

Mehr Kohle oder weniger?
Gleich.

Besseren Job oder schlechteren?
Immer noch derselbe. Immer noch recht gut, im Großen und Ganzen.

Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn ja, was?
Sehr viele bittere Erkenntnisse im Bezug auf unsere Gesellschaft.

Mehr bewegt oder weniger?
Mehr als das Jahr zuvor. Nachdem die Kinder ab Mai wieder regelmäßig in ihre Einrichtungen gingen, kamen doch einige Schritte täglich zusammen. Außerdem habe ich zu Beginn des Jahres wieder mit Pokemon GO angefangen, so dass ich oft einen Grund hatte, rauszugehen.

Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
2-3

Davon war für Dich die Schlimmste?
Fast zwei Wochen starke Magenprobleme, die mich aufs Sofa und zu Schonkost zwangen. Ich habe über drei Kilo abgenommen.

Der hirnrissigste Plan, der einfach nicht funktioniert hat?
Man lernt ja dazu. Und so haben die wenigen Pläne, die wir dieses Jahr gemacht haben, doch fast alle funktioniert.
Bis auf den einen Tag im November als ich sehr dringend nach Bremen wollte, um meine Freundin zu besuchen, wo mir aber ein Coronafall in der Kita einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Das war sehr frustrierend.

Die gefährlichste Unternehmung?
In einer Pandemie ist irgendwie alles gefährlich, zumindest wenn mehrere Menschen beteiligt sind.

Die teuerste Anschaffung?
Neue Küchengeräte und neue Stühle.

Das leckerste Essen?
Das erste richtige Essen nach der Schonkost. Noch nie haben Nudeln mit Zucchini und Tomaten so großartig geschmeckt!

Das beeindruckendste Buch?
Das beeindruckendste Buch war dieses Jahr ein Sachbuch, grade erst fertiggelesen: „Unsichtbare Frauen – Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert“ von Caroline Criado-Perez.
Mal auf einen Blick zu sehen, wie sehr wir Frauen in dieser Welt benachteiligt werden, lässt einem schon sehr den Mund offen stehen. Ein sehr empfehlenswertes Buch!

Der ergreifendste/beeindruckendste Film?
Ich kann mich an gar keinen sonderlich beeindruckenden Film erinnern. Die Marvelfilme, die ich dieses Jahr mit meiner Freundin gesehen habe, haben mir aber alle gut gefallen.

Die beste Serie?
Ich sehe nur gute Serien. Mit was anderem verschwende ich meine Zeit nicht.
Ich liste sie hier alle in der Reihenfolge auf, wie ich sie gesehen habe, und kann sie alle uneingeschränkt empfehlen:

What we do in the Shadows, 3. Staffel
Lupin
Sex Education, 3. Staffel
Locke&Key, 2. Staffel
Ted Lasso, zwei Staffeln
Cobra Kai, drei Staffeln
Kevin can f*** himself
The Witcher, 2. Staffel

Die beste CDMusik?
Die Sieger des ESC 2021: Måneskin
viel Ärzte, viel Hamilton

Das schönste Konzert?
Nix. Gar nix. Aber für 2022 sind gleich drei geplant, dazu ein Chorkonzert. Obs klappt, ist jeweils eine andere Frage.

Die meiste Zeit verbracht mit…?
der Familie

Die schönste Zeit verbracht mit…?
Schatz, meiner Familie, unseren Kindern

Vorherrschendes Gefühl 2021?
Orrrrr

2021 zum ersten Mal getan?
– dem Mann die Haar geschnitten
– mir selbst die Haare geschnitten/rasiert
– meine Haare blondieren lassen und bunt gefärbt
– ein Kind in die Grundschule eingeschult
– sehr spontan zu meinen Eltern gefahren (weniger als eine Woche Vorlauf)
– Sexting

2021 (nach langer Zeit) wieder getan?
– Schlitten gefahren
– Drachen steigen lassen
– einen anderen Mann als meinen eigenen geküsst
– mich verliebt
– einen Raum gestrichen

Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
– Magenprobleme
– unsolidarische Gesellschaft
– die Unfähigkeit unserer Regierung

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Dass eine offene Ehe vielleicht gar keine so schlechte Sache wäre.

Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Das große Kind hat von uns eine Sprossenwand mit Ringen für die Tür bekommen und das war definitiv das absolut beste Geschenk.

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Dass der Mann seine Meinung geändert hat. Und wie sich unsere Ehe dadurch verändert und verbessert hat.

Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
„Wollen wir das hier wieder beginnen? Mit allem Drum und Dran?“

Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
„Ich gebe dir mein Einverständnis.“

Dein Wort des Jahres?
Impfung

Dein Unwort des Jahres?
Eigenverantwortung

2021 war mit 1 Wort…?
aufregend.

Zum Vergleich: Verlinke deinen Rückblick vom letzten Jahr!

Jahresrückblick 2012

Jahresrückblick 2013

Jahresrückblick 2014

Jahresrückblick 2015

Jahresrückblick 2016

Jahresrückblick 2017

Jahresrückblick 2018

Jahresrückblick 2019

Jahresrückblick 2020

WMDEDGT September 2021

Wie jeden fünften eines Monats fragt Frau Brüllen, was wir eigentlich den ganzen Tag so machen.
Die letzten paar Monate hab ichs immer verkackt, diesmal denke ich endlich wieder dran.

Es ist Sonntag, wir können ausschlafen, zumindest so halb. Die Kinder, die in ihren Zimmern was hören, lenken so ein bisschen ab. Um kurz vor acht geht der Mann Brötchen holen, ich stehe um viertel nach acht auf.

Lecker frühstücken, Wäsche waschen, Sonntage beginnen immer ziemlich ähnlich.

Nach dem Frühstück hören die Kinder hören mal wieder was an, und dürfen dann auch was gucken. Danach muss das große Kind sich flott anziehen, weil der Schwimmkurs ansteht. Der Mann geht mit ihr hin. Ich stricke solange, das kleine Kind malt.

Schließlich kommen sie zurück, ich versuche rauszukriegen, wie weit das große Kind eigentlich beim Schwimmkurs mit, ob das Seepferdchen in Aussicht ist, aber das Kind sagt, sie sei noch nicht bei den Seepferdchen-Schüler:innen. Na gut.

Wir beschließen Pizza bzw. Pasta zu bestellen. Danach fährt der Mann zum Sport Ich lese den Kindern zwei Kapitel aus unserem aktuellen Buch vor, danach gucken wir die Sendung mit der Maus. Gleichzeitig mit dem Essen kommt auch der Mann wieder an.

Wir essen, danach gibt es noch etwas Süßes für die Kinder. Dann packen wir ein paar Sachen zusammen und fahren in den Park. Dort gibt es einen schönen Spielplatz mit viel Gelegenheit zum Klettern. Das Wetter ist auch bestens und in der Sonne ist es ziemlich heiß. Zum Glück können wir nach einiger Zeit auf eine schattigere Bank umziehen.

Ich spiele Pokémon GO, der Mann geht einen Kaffee holen. Danach wollen die Kinder eine Ecke weiter, wo es Sportgeräte gibt. Währenddessen habe ich eine etwas merkwürdige Begegnung mit einem Typen, der sich zu mir auf die Bank setzen will, eben wegen Schatten. Ich sage, nein, wir wären eigentlich zu viert. Sie seien auch geimpft (es handelt sich um ihn, seine Frau/Freundin und ein Baby im Kinderwagen). Ich sage, nein, trotzdem nicht. Die Sonne würde eh jetzt rumkommen, dann wäre es vorbei mit Schatten. Er meinte, was passieren würde, wenn er sich trotzdem hinsetzen würde. Ich antworte, dass dann irgendwann mein Mann käme und fragen würde, warum er da sitzt. Er murmelt noch irgendwas von „dann kriegt dein Mann halt Probleme mit mir“, zieht dann aber ab. Ich murmele noch „Arschloch“ hinter ihm her und schreibe dann dem Mann die ganze Chose.

Als sie zurückkommen, fragt er, wem er ne Schelle verpassen soll, aber die Leute sind zum Glück schon weg.

Wir unterhalten uns und überlegen, dass man doch prima den Geburtstag vom großen Kind in sechs Wochen auf diesem Spielplatz feiern könnte. Das große Kind ist tatsächlich auch sehr angetan von der Idee.

Schließlich verlassen wir den Spielplatz wieder. Ich fahre mit dem großen Kind mit der Bahn nach Hause, der Mann fährt mit dem kleinen Kind zu seiner Mutter.

Zuhause gucken das große Kind und ich das Video über Diabetes von der Maus an. Eine ihrer Mitschülerinnen hat nämlich Diabetes und eine Insulinpumpe, da finde ich ein bisschen Aufklärung nochmal ganz gut. Das große Kind guckt noch ein bisschen Maus und will dann Inliner fahren. Ich plünne sie an und lasse sie im Hof fahren. Ich stricke solange weiter.

Dann kommen der Mann und das kleine Kind zurück. SIe haben Kekse gekauft.
Die Kinder spielen und streiten draußen. Dann kommt das kleine Kind rein und will malen. Dann kommt auch das große Kind rein und meint, im Wohnzimmer Inliner fahren zu müssen.

Schließlich reicht es mir und ich packe das kleine Kind in die Badewanne. Das große Kind will lieber duschen und malt noch ein bisschen.

Der Mann holt das kleine Kind aus der Wanne, dann diskutiere ich das große KInd in die Dusche und wasche sie.

Danach gibts Abendessen, eine Folge Dinozug, Zähneputzen, ein bisschen vorlesen. Ich bin müde und lege mich auf des kleinen Kindes Bett. Die Kinder machen Blödsinn und wollen mich „wecken“.

Schließlich schaffe ich es, die Kinder in ihre jeweiligen Betten zu scheuchen.

Nachdem alle Musikwünsche erfüllt worden sind, gucken der Mann und ich noch eine Folge Akte X und ich schreibe diesen Beitrag fertig.

Jetzt ist es 20:45 Uhr. Gute Nacht!

Trocken werden (2)

Eine meiner Überzeugungen, als es ans Kinderkriegen ging, war, dass ich niemals Stoffwindeln verwenden würde. Ich konnte damit überhaupt nichts anfangen, alles daran fand ich seltsam. 
Mittlerweile bereue ich das doch sehr, denn hätte ich absehen können, dass wir das kleine Kind minimum vier Jahre lang wickeln würden, dann wäre ich umgestiegen. Diese Müllberge! Dieser blöde stinkende Mülleimer. Argh!
Aber was solls, nun ist es zu spät.  

Das Thema Trockenwerden beschäftigt mich bzw. uns schon eine ganze Weile. Das große Kind wurde ja sehr unkompliziert pünktlich zu ihrem dritten Geburtstag (tagsüber) trocken und das kleine Kind hat ja an ihrem zweiten Geburtstag das erste Mal Pipi ins Töpfchen gemacht. Ein toller Erfolg, den sie erst über anderthalb Jahre später wiederholen würde.  

Seit etwa zwei Monaten geht es nun aber doch voran. Mitte Juni ging das erste Mal erfolgreich Pipi ins Klo und das wurde dann tatsächlich mehr oder weniger häufiger wiederholt.  

Seitdem stellt mich das kleine Kind aber vor ziemliche Rätsel. Ist sie zu faul, um aufs Klo zu gehen? Oder zu stur? Ist es ihr einfach egal? Sie ist in den letzten Wochen häufiger ohne Windel gewesen, erfolgreich bis zu sechs Stunden. Auf die Frage, ob sie Pipi muss, erhalte ich fast immer ein „Nö!“. Gerne geht dann doch was in die Hose, das fällt ihr aber oftmals erst auf, wenn sie mal fühlt. Ist ihr auch völlig egal, so eine feuchte Hose, das stört doch keinen großen Geist.  

Lustigerweise ist es beim großen Geschäft ganz ähnlich. Das geht zwar immer in die Windel (die Kita hat erst eine Unterhose deswegen weggeschmissen), aber auch das ist ihr völlig egal. Sie sagt sehr selten Bescheid, antwortet auf die entsprechende Frage auch meist mit „Nö!“ Als ob sie sich mit einer vollen Windel sicherer fühlen würde. Oder geborgener.  

Trotz allem, es geht voran. Sie geht jetzt meist ohne Windel in die Kita und dort dann auch immer öfter aufs Klo. Gestern nachmittag ging sie zweimal nach Ansage „Ich muss Pipi“ erfolgreich pinkeln. Ob es Klick gemacht hat? Ich bin skeptisch.  

Aber ich freue mich drauf, wenn auch das große Geschäft endlich im Klo landet. Das zu wickeln macht bei so einem großen Kind echt einfach keinen Spaß mehr!  


4 Jahre! (2)

Liebes kleines Kind,

vier Jahre bist du nun alt! Wieder einmal kann ich nur sagen, wo ist bloß die Zeit hin!
Das zurückliegende Lebensjahr war durch die Corona-Pandemie ein eher unübliches. Fünf Monate sind deine Schwester und du mit uns Eltern zu Hause geblieben. Scheinbar hat es euch wenig ausgemacht, doch deine ausgeprägte Schüchternheit im Umgang mit fremden Menschen ist sicherlich zumindest zum Teil darin begründet.
Vor ein paar Wochen war ich mit dir bei der U8 und du hast nur das allernötigste gesagt, eigentlich sogar weniger. Als die Ärztin mit dir etwas Ball spielen wollte, hast du dich hinter mir versteckt, doch dann wurde plötzlich eine Art Schalter in dir umgelegt und du hast fröhlich den Ball gekickt. Gefangen weniger. Das sollen wir mit dir üben, meinte dir Ärztin. Ich meine, es gibt wichtigere Dinge. Ich musste mit ihr auch sehr lange darüber diskutieren, warum du keine Freund:innen hast und lieber für dich bist. Tja, auch hier spielt sicherlich der lange Lockdown mit rein. Wie soll man Freund:innen finden, wenn man keine Kinder trifft? Du scheinst darüber jedoch nicht unglücklich zu sein. Wenn man dich in die Kita bringt, läufst du fröhlich in den Gruppenraum, schnappst dir das nächstliegende Buch und bist nicht mehr ansprechbar. Um dich herum kann das wilde Leben toben, du guckst Bücher. Ich erkenne mich sehr in darin wieder. Du spielst auch gerne Rollenspiele und quatscht den lieben langen Tag mit deinen unsichtbaren Freundinnen, deinen Puppen, deinen Kuscheltieren. Oder du laberst uns einen Knopf an die Backe.

Aber kommst du jetzt auch in der Kita mehr aus dir heraus. Sechs Wochen warst du jetzt während der Sommerferien zu Hause und hast am ersten Kitatag gleich von dir aus erzählt, was du alles schönes gemacht hast. Laut deiner Erzieherin bist du jetzt auch im Morgenkreis aktiver.

Der sch-/ch-Laut fehlt in deiner Sprache nach wie vor. Da das aber wohl normal ist und sich bis zum sechsten Lebensjahr auswachsen sollte, mache ich mir keine großen Gedanken darüber.

Mehr Gedanken mache ich mir über die Tatsache, dass du noch nicht trocken bist und auch gar kein wirkliches Interesse daran hast, es zu werden. Du kannst zwar über Stunden ohne Windel auskommen und auch erfolgreich aufs Klo/Töpfchen gehen, aber das scheint dir irgendwie zu lästig zu sein, das auch mehr oder weniger regelmäßig durchzuführen. Manchmal habe ich das Gefühl, die Windel ist eine Art Schutzschild für dich. Völlig egal, wie voll oder leer sie ist oder ob gar Kacka drin ist. Manchmal sagst du Bescheid, wenn welches drin. Oft aber auch nicht.
So richtig verstehe ich dich bei diesem Thema nicht, vermutlich fehlt da noch eine gewisse Reife im Hirn.

Du bist für gewöhnlich ein sehr gelassenes Kind. Die explosiven Wutanfälle deiner Schwester beobachtest du mit Interesse, und als sie vor einiger Zeit einen eher unangenehmen AB-Saft nehmen musste und sich entsprechend angestellt hat, war das für dich eine Art Sonderunterhaltung.
Was nicht heißt, dass du nicht auch eine kleine Drama Queen sein kannst. Du hasst es, wenn jemand dir etwas verbietet oder sagt, dass du bei etwas aufpassen sollst. Dann brichst du sofort in Tränen aus und suchst Schutz bei uns Eltern.

Wütend sein kannst du auch, du kreischst dann meistens und wirfst mit Dingen um dich. Du lässt dich aber für gewöhnlich sehr schnell ablenken und bist in kürzester Zeit wieder fröhlich, deine Stimmung kann dann in Sekundenbruchteilen umschlagen.

Dein Spezialinteresse ist derzeit Pokémon. Ich habe mit dem Spiel wieder angefangen und du kennst dich schon erstaunlich gut aus! Dein kleines Pikachu ist dein liebster Begleiter.

Nach wie vor sind aber auch Eulen deine favorisierten Tiere, neben Eichhörnchen.

Du bist immer noch ein ziemlich verkuscheltes Kind. Täglich wird geknuddelt und geküsst und wenn du dann besonders gut drauf bist, sagst du zärtlich: „Is mag dis!“ Das ist schon ziemlich niedlich.

Deine Haare, die ja so ganz anders sind als die der restlichen Familie, sind ganz ordentlich gewachsen. Ich habe euch mittlerweile zweimal die Haare geschnitten, Friseur ist ja grad nicht so. Sie sind ziemlich nachgedunkelt, leider, aber mittlerweile doch deutlich dichter geworden. Die Matte deiner Schwester wirst du aber wohl nie erreichen.

Du bist nach wie vor ein wahnsinnig dünnes Kind. Kurz vorm Untergewicht. Du isst relativ wenig, es sei denn, es sind Nudeln. Oder Schokolade. Dafür magst du sehr gerne Obst und rohes Gemüse und probierst auch gerne mal, allerdings eher selten gekochtes.

Deinen Geburtstag haben wir mit Oma, Opa und Babcia gefeiert. Einen wirklichen Kindergeburtstag wird es mangels einzuladender Kinder nicht geben, aber ein bisschen Besuch wird trotzdem kommen. Dir war es wichtiger, dass du in der Kita Pokémon-Muffins verteilen konntest und dass du Luftballons bekommen hast. Die Geschenke waren auch ganz nett, aber du bist in dem Punkt längst nicht so verkniffen wie deine Schwester. Auch ganz angenehm mal.

Liebes kleines Kind, du bist der Sonnenschein in unserem Leben und wir haben dich ganz furchtbar lieb!

Deine Mama, dein Papa

WNDEDGT Mai 2021

Wie jeden fünften eines Monats fragt Frau Brüllen, was wir eigentlich so machen.  

Und ich vergesse jeden fünften wieder, dass WMDEDGT ist. Liegt wahrscheinlich an der Pandemie und weil einfach jeder Tag gleich ist.  

Ich trage heute den fünften einfach mal nach.  

Der Tag beginnt relativ früh. Geschätzt gegen vier, halb fünf kommt das kleine Kind zu uns ins Bett und nimmt dem Mann Platz weg und nervt mich mit ihren Haaren, ihrem Gehampele und Gekratze (an sich selbst). Irgendwann ist dann aber doch Ruhe und ich schlafe wie üblich bis halb acht. Das ist übrigens das Beste an der Pandemie und daran, dass wir alle zu Hause sind. Nicht so abartig früh aufstehen müssen. Ok, der Mann steht trotzdem früh auf und macht Frühstück und arbeitet schon mal was, aber dem macht das auch nicht so viel aus.  

Um halb acht wechselt er immer nach oben an seinen Arbeitsplatz im Schlafzimmer. Wir umarmen und küssen uns, denn heute ist, omg! unser 15. Jahrestag. Wo um Gottes Willen ist die Zeit geblieben?  

Geplant ist natürlich nichts, denn, wie gesagt, Pandemie und außerdem regnet es. Und regnet. Und regnet. Ich freue mich zwar durchaus darüber, denn neben der Pandemie haben wir ja auch noch Klimawandel und in den letzten Jahren habe ich Regen sehr zu schätzen gelernt, aber trotzdem.. Reicht jetzt mal mit dem kalten Wetter. Anfang Mai möchte ich Sonne und warm.  

Aber gut, was will man machen.  

Starten wir in den ganz normalen Tag. Frühstück, Arbeiten. Die Kinder wollen was gucken. Call um 10 Uhr. Mit dem Ende es Calls geben die Akkus meiner Kopfhörer auf. Kaum habe ich sie zum Laden angeschlossen, ruft Chef2 an. Ich hantiere herum, bis ich ihn höre.  

Er fährt derzeit den lieben langen Tag (gefühlt) seine kleine Tochter im Kinderwagen herum. Er gibt mit ein paar Anweisungen, dann wacht die Kleine auf und ich schmelze fast, als ich höre, wie niedlich er mit ihr interagiert. Hach!  

Danach fange ich an, seine Anweisungen umzusetzen. Der Mann fragt, ob wir uns was bestellen wollen. Ja, ok. Ich bin nicht begeistert, aber fürs Kochen kann ich mich grad auch nicht erwärmen. Die Kinder kriegen TK-Pizza, aber das wird ein Reinfall. Können wir wohl fürs erste vom Kindermenü streichen. *seufz *  

Wir diskutieren darüber, ob wir es angesichts der eindeutig sinkenden Zahlen in Hamburg wagen können, das große Kind nach den Maiferien wieder in die Schule zu geben. In der Hoffnung, dass der Wechselunterricht bestehen bleibt. Das kleine Kind soll erstmal noch zu Hause bleiben. Der Mann ist skeptisch, da die Trennung der Gruppen in der Kita nur schwer möglich ist. Zudem sind unsere letzten Informationen (die zugegebenermaßen aus dem Februar stammen), dass sich höchstens die Hälfte des Personals impfen lassen will. Das ist nicht gerade erfreulich.  

Immerhin, eine Perspektive fürs große Kind. Das ist schon mal was.  

Um 14 Uhr mache ich Feierabend. Das kleine Kind möchte geschminkt werden. Ich schminke sie nach ihren Anweisungen, sie sieht aus wie eine Mischung aus Pikachu und Blumenwiese. Das große Kind will erst nicht, weil „Ich muss das ja eh bald wieder abwaschen!“, aber ich schlage ihr vor, dass ich ihr ein paar Noten ins Gesicht malen könnte. Heute ist nämlich noch Online-Kinderchor.  

Das zieht, also verwandele ich sie mit weiß und dunkelblau (ich hätte schwarz vorgezogen) in ein Notenblatt. Es sieht ziemlich gut aus! Leider wird die Kinderchorleiterin das nicht sehen, da das große Kind alles vorher abwischt.  

Anschließend heißt es Zimmer aufräumen. Am nächsten Tag kommt unsere Putzhilfe und sie konnte schon das letzte Mal nicht in die Zimmer.  

Die Kinder haben derzeit irgendwie ein Faible für Schnipsel. Alles wird klein geschnibbelt und entsprechend sehen die Böden aus.  

Ich mache und tue, die Kinder tragen eher die Verantwortung. Schließlich verziehen sie sich zum Mann ins Schlafzimmer und turnen rum, bis das große Kind irgendeinen Scheiß baut und der Mann wahnsinnig sauer wird. Natürlich heult sie wie nichts Gutes, woraufhin sich das Schminkthema dann doch erledigt hat.  

Irgendwann sieht man doch Land in den Kinderzimmern. Um 16 Uhr macht der Mann Feierabend und wir spielen Pokémon Snap. Ich darf auch mal.  

Um 17 Uhr ist Online-Kinderchor. Ich wähle das Kind ein und sage schon mal Hallo, das Kind selbst rennt durchs Haus und sucht ihren Igel, der muss nämlich unbedingt dabei sein.  

IN der folgenden Dreiviertelstunde räume ich weiter auf, während die Kinder Spaß am Singen und Klatschen haben. Das kleine Kind macht begeistert mit und ich überlege herum, ob es möglich sein wird, in Zukunft beiden Kindern den Chor zu ermöglichen. Wenn er denn mal wieder live vor Ort stattfinden wird. Zeitlich wird das nämlich in Kombination mit der Schule echt eng.  

Als der Chor vorbei ist, schaffe ich es, die Kinder zu überreden mit mir wenigstens noch für eine kurze Weile rauszukommen. Wir brauchen alle dringend frische Luft und ich möchte zumindest ein paar Poké-Stops drehen. Ich plünne die Kinder mit Gummistiefeln und Regenhosen an.  

Wir laufen etwas durch die Gegend, die Kinder finden eine tiefe Pfütze, ich visiere die Poké-Stops an. Schließlich machen wir uns etwas beschleunigt auf den Heimweg, das große Kind muss plötzlich Pipi und es fängt an, deutlich stärker zu regnen. An der Ampel fällt das kleine Kind auch noch hin, es schüttet noch stärker, ich trage sie, sie verliert auf der Einfahrt einen Gummistiefel und wir kommen schließlich wie drei reichlich begossene Pudel zu Hause an.  

Der Mann hat schon den Tisch gedeckt, nach dem Abendessen dürfen die Kinder noch eine Folge Paw Patrol sehen, dann geht es ab nach oben. Umziehen, Zähneputzen, Vorlesen, die jeweiligen gewünschten Hörspiele anmachen, Feierabend.  

Es ist halb acht. Der Mann hat eine Podcast-Aufnahme, ich bleibe im Pokémon-Thema und sehe mir Meisterdetektiv Pikachu an. Erstaunlicherweise bleibt selbst das große Kind in ihrem Zimmer. Sonst kommt sie ein- bis zweimal nochmal runter, ehe sie endlich schläft.  

Gegen 22 Uhr ist der Mann endlich fertig mit Quatschen. Ich gehe noch schnell duschen und dann ins Bett. Ich wälze mich noch ewig, geschätzt anderthalb Stunden herum, ehe ich endlich einschlafe.  

Bücher-Auswertung 2020

Filme habe ich dank Pandemie quasi nicht gesehen und meine Serien habe ich schon im Jahresrückblick erwähnt.

Also nur die Bücher.

Ich habe erneut den zweitbestern Wert meiner Buchstatistik erreicht.
80,5 Bücher habe ich gelesen, davon 13 eBooks.
Das halbe Buch ist die Biografie von Alexander Hamilton, geschrieben von Ron Chernow. Daran lese ich schon seit dem Sommer rum, aber es zieht sich etwas und ist auf englisch und außerdem gut 800 Seiten lang, daher hab ich erst etwa die Hälfte geschafft. Weil 400 Seiten aber auch schon recht viel sind, darf es mit in die Zahl.

Mein Ziel, mehr Frauen zu lesen, habe ich definitiv erreicht.

Von den 81 Büchern wurden insgesamt 45 Stück von Frauen geschrieben, 32 von Männern, 3 von gemischten Teams und eines von einer nichtbinären Person.
Bei den Männern und Frauen war zudem jeweils eine Person trans.

Sieben Bücher wurden von People of Colour oder asiatischstämmigen Menschen geschrieben.

Thematisch ist es wieder ziemlich gemischt. Romane, Thriller, Krimis, Biografien, Fantasy, Sci-Fi, im Prinzip war alles dabei.

Von den Unmengen an Büchern, die ich vorgelesen habe, schweige ich lieber.

Zudem habe ich 2020 deutlich mehr Bücher gekauft, mindestens ein halbes Dutzend allein für mich plus Kinderbücher, was aber eindeutig der Pandemie geschuldet war. Die Bücherhallen waren längere Zeit zu und auch wenn wir uns kurz vor Schließung nochmal eingedeckt hatten, irgendwann ist alles durchgelesen.

WMDEDGT November 2020

Wie jeden fünften eines Monats fragt Frau Brüllen, was wir eigentlich den ganzen Tag so machen. 

Der Tag fängt ausnahmsweise früh an, gegen halb vier ruft das kleine Kind, der Mann zieht rüber in ihr Zimmer. Etwa 10 nach sechs kommt auch noch das große Kind an. Fünf Minuten später muss der Mann aufstehen.

Ich kann noch eine ganze Stunde im Bett rumgammeln. Da das große Kind in Quarantäne ist und das kleine Kind entsprechend auch daheim bleibt, muss niemand aus dem Haus. Sehr angenehm eigentlich.Die Kinder verziehen sich ins Kinderzimmer und wollen Dinosauriergeschichten hören. Das gestaltet sich schwierig, da diese spezielle Geschichte mit der Sprachsteuerung einfach nicht gefunden wird. Der Mann kriegt es dann mit dem Handy hin.

Ich stehe um kurz vor halb acht auf und ziehe erst mich und dann das kleine Kind an und gehe dann runter zum Frühstücken. Der Mann sitzt bereits am Tisch und arbeitet. Ich frage ihn, wie es in den USA bei der Präsidentenwahl steht. Nichts neues bisher. Na gut. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Das kleine Kind pfeift sich fast ein ganzes Brötchen, teils mit Nutella, teils mit Marmelade rein. Ich esse Müsli und ebenfalls ein halbes Brötchen. Kaum hab ich das Müsli aufgegessen, kommt das kleine Kind an und möchte welches. Also mache ich ihr auch eine Schüssel. 

Um halb neun gehe ich die zwei Meter zum Schreibtisch. Zeit zum Arbeiten. Besonders fleißig bin ich dieser Tage nicht. Ich arbeite meinen Kram ab, mache nebenher aber auch noch etwas Haushalt, lese den Kindern vor oder gucke, ähem, ein paar Folgen The Big Bang Theory. Nach elf Jahren in dem Job geht der Rest im Schlaf.

Um zehn Uhr ist wie immer Call, wo wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand bringen. Der Kollege erzählt, dass er gestern mit seiner Tochter im Krankenhaus war. Das sind so Orte, wo man sich in der zweiten Welle einer Pandemie nicht unbedingt aufhalten möchte. Aber alles ist wieder gut.

Die Kinder kommen an und wollen was gucken. Kein Problem.Ich tausche mich per Sprachnachricht mit einer befreundeten Mutter aus, deren Tochter nächste Woche ein paar Tage bei uns ist. Da sie in derselben Klasse wie das große Kind ist, hatte sie die gleichen Kontakte. Vermutlich widerspricht das dem Quarantäne-Gedanken, aber solange beide gesund sind… Die Mutter ist alleinerziehend und kommt ohne Betreuung in die Bredouille.

Gegen zwölf machen der Mann und ich uns ans Kochen. Kartoffeln mit Spiegel und Fischstäbchen bzw. Mozzarella-Sticks. Nicht mordsmäßig ausgewogen, aber geht schnell und macht satt. Auch die Kinder essen halbwegs ordentlich. 

Danach arbeite ich noch etwas und mache um viertel vor zwei Feierabend. Die Kinder kommen erneut an und wollen was gucken. Ok. Ich fange an, diesen Text zu schreiben.

Den größten Teil des Nachmittags verbringe ich mit Häkeln. Es geht besser als gedacht, auch wenn mich die Kinder immer wieder rausbringen. Zwischendurch lese ich was vor oder mache den Kindern was zum Hören an. 

Irgendwann möchte das große Kind einen Weihnachtswunschzettel schreiben. Ich buchstabiere ihr „Schneekugel“, dann rennt sie nach oben zu Stift und Papier und will, dass ich es nochmal buchstabiere. Danach „Weihnachtsmann“. Buchstabieren durchs ganze Haus klappt nicht so. Es wird letztlich „EIKNACKTSMALN“ draus. Was natürlich wieder zu einem Drama und einem geheulten „Ich werde NIE schreiben lernen!“ führt. Dabei kann sie schon schreiben. Nur lesen halt noch nicht.

Um kurz vor vier macht auch der Mann Feierabend. Er liest dem kleinen Kind was vor und macht ihr einen Apfel. Das große Kind hört ausdauernd „Conni“-Hörspiele. 

Die Kinder schnappen sich das iPad und arbeiten sich durch die Maus-App. An der frischen Luft war heute irgendwie keiner, nur ich einmal, als ich den Müll rausgebracht habe. Das müssen wir morgen mal wieder ändern. Wirklich doof, wenn ein Familienmitglied nicht weiter als bis vor die Haustür darf. 

Der Mann berichtet von unserer befreundeten Familie, bei denen ebenfalls ein Kind in Quarantäne ist. Deren zwei Wochen sind morgen rum, aber nun liegt die Mutter seit gestern mit Erkältungssymptomen und Kopfschmerzen flach. Sie wurden bereits heute Morgen getestet und wir hoffen das Beste.

Ich schreibe mit einer Freundin, die auf meinen WhatsApp-Status reagiert hat. Darin hatte ich die bisher gestrickten Stulpen gezeigt und ihre Tochter wünscht sich jetzt dringend welche. Kein Problem, das mache ich gerne. Ich freue mich immer, wenn ich jemanden bestricken kann.

Um halb sechs begebe ich mich in die Küche. Da muss dringend mal aufgeräumt werden. Danach decke ich den Tisch. Das große Kind jammert seit einer Stunde, dass sie Hunger hat und mein Magen ist auch ziemlich leer. Um 18 Uhr sitzen wir alle am Abendbrottisch. Der Mann isst allerdings noch nichts. Na gut. 

Danach die übliche Abendroutine. Noch eine Folge Doc McStuffins, danach umziehen, Zähnputzen, was vorlesen, was zum Hören anmachen, Feierabend. Außerdem räume ich noch etwas in des großen Kindes Zimmer auf, weil man da kaum noch treten kann.

Es ist etwa halb acht, als ich mich aufs Sofa setze und diesen Text fertig schreibe. Das große Kind schläft definitiv noch nicht, ich höre sie oben lachen und spielen. Der Mann telefoniert mit einem Freund.

Für heute stehen nur noch Häkeln, Fernsehen und Duschen an. 

Gute Nacht!

Fünf Jahre!

Liebstes großes Kind, endlich bist du fünf Jahre alt!

Die letzten Monate und Wochen wurden uns ziemlich lang, jeden einzelnen Tag hast du von deinem Geburtstag gesprochen, von deinen Vorstellungen, vor allem von der Schatzsuche, die auf jeden Fall stattfinden sollte. Fast täglich hast du die Namen deiner Gäste aufgeschrieben und eine (von Peppa Wutz) inspirierte Schatzkarte gezeichnet. Dass es irgendwie sinnvoller ist, wenn Mama und Papa sich um die Schatzsuche kümmern, wollte dir irgendwie nicht so recht in den Sinn.

Du bist so ein großes Mädchen. In zehn Monaten kommst du endlich in die Vorschule und du kannst es kaum erwarten. Diesen Sommer hast du bereits bitterlich geweint, weil ja ALLE schon in die (Vor-)Schule kamen, nur du nicht. Bei ALLE handelte es sich um etwa drei Kinder, deine ganzen Freunde sind noch in der Kita, aber gut. Ich bin froh, dass es in Hamburg die Vorschule gibt. Nicht, dass ich dir nicht noch ein Jahr Kita gönnen würde, aber ich glaube, es ist das richtige. Du schreibst recht viel, ich soll dir des öfteren alle möglichen Worte buchstabieren. Lesen ist noch nicht drin und ich bin mir auch unsicher, ob du das, wie ursprünglich mal geahnt, schon vor der Schule lernen wirst. Du erkennst natürlich alle Buchstaben und dir bekannte Worte, aber Zusammensetzen oder überhaupt verstehen, aus was für Buchstaben ein Wort besteht, soweit bist du noch nicht. Aber das ist ja auch nicht schlimm.

Vor einigen Wochen hatte ich das sogenannten „Viereinhalbjährigen-Gespräch“ in der Kita und deine Erzieherin war voll des Lobes für dich. Sie meinte, du hättest im letzten Jahr eine gewaltige Entwicklung durchgemacht. Du seist sehr sozial, würdest dich immer um andere kümmern und besonders auf die Kinder zugehen, die gerade allein und ohne Spielpartner seien. Ich muss gestehen, ich war überrascht, das zu hören, aber natürlich ist die Kita immer eine andere Situation als Zuhause.

Sie betonte auch, wie gut du beobachten kannst, wie höflich du seist und wie gut du immer den Überblick behalten würdest. Datum, Monat, Wochentag, da wärest du immer auf Stand und du erinnerst zuverlässig an vergessene Dinge, im Morgenkreis z.B.

Sie würden dich natürlich gerne noch das Vorschuljahr in der Kita behalten, da die kleineren Kinder von den Großen nur profitieren können, aber sie verstehen natürlich, dass es doch mal Zeit für eine Änderung ist.

Dass sich was ändern wird, zeigst du auch selbst. Es gibt den merkwürdigen Ausdruck der „Wackelzahn-Pubertät“ oder „Vorschul-Pubertät“ und auch wenn du natürlich noch keine Wackelzähne hast, die entsprechenden Änderungen scheinen schon in deinem Hirn vorzugehen. Bei der kleinsten Ungerechtigkeit verfällst du in Wutanfälle, die teilweise schon in Hysterie umschlagen. Es ist kaum möglich, dich da rauszuholen. Gleichzeitig verbalisierst du, wie du dich fühlst: „Ich bin jetzt echt stinkesauer! Ich hab jetzt so schlechte Laune!“ Ein bisschen lustig ist das dann schon, aber lachen natürlich keine gute Idee in dem Moment. Ganz neu ist auch, wenn du weinst: „Ich weine jetzt schon so lange, aber niemand tröstet mich! Wer weint, muss getröstet werden!“ Und dann fühle ich mich für einen Moment immer wie die schlechteste Mutter der Welt. Aber ich finde es auch sehr beeindruckend, wie gut du deine Emotionen beschreiben kannst.

Über deine Sprache staune ich eh immer wieder. Du drückst dich oft wahnsinnig gewählt aus, nutzt die irrsten Wörter, um dann gleichzeitig anzukommen und mich nach den Bedeutungen von Wörtern zu fragen, die du doch eigentlich schon ewig völlig korrekt nutzt. Fragen stellen kannst du eh ganz wunderbar und manchmal möchte ich schreien, wenn du wieder anfängst mit: „Mama?? Wieso…?“

Seit dem Ende der Sommerferien gehst du in den Kinderchor. Es hat dir direkt sehr gut gefallen und du freust dich jede Woche wieder darauf. Ich freue mich wiederum sehr, dass du mir in dem Punkt so ähnlich bist. Nach grade mal drei Proben bist du bereits völlig unerschrocken mit dem Chor beim Gottesdienst aufgetreten und auch ohne zu Zögern mit in die unteren Räume zur Kinderkirche gegangen. Ohne uns Eltern. Das fand ich sehr beeindruckend!

Dafür traust du dich jetzt schon seit längerem nicht mehr alleine in den Raum beim Kinderturnen. Dort ist jetzt eine andere Anleiterin und diese scheint dir irgendwie Angst zu machen. Momentan gehen wir gar nicht dorthin, mal sehen, ob sich das noch irgendwie lösen lässt.

Was gibt es noch über dich zu berichten? Fahrradfahren hast du gelernt im letzten Lebensjahr. Nachdem wir für ein paar Wochen die Pedale abmontiert hatten, ging es dann auf einmal. Ich war fast so aufgeregt, wie damals als du Laufen lerntest.

Deine kleine Schwester ist dein ein und alles. Ihr liebt euch wirklich sehr und mir geht oft das Herz auf, wie ihr beide interagiert. Natürlich ärgerst du sie nach wie vor, aber oft beruht es auf Gegenseitigkeit.

Vor einigen Monaten hast du eine Vorliebe für Igel entwickelt. Auslöser war das Geschenk einer entfernten Verwandten, ein großer runder Plüschigel. Seitdem muss ich alles igelig sein und du vergehst vor Verzücken, wenn du irgendwo irgendwas mit Igeln siehst. Einen echten lebenden Igel hast du bisher leider nicht gesehen, nur mal einen toten auf dem Weg zur Kita, der war zum Glück äußerlich unversehrt. Ich bin gespannt, wie lange diese Liebe noch anhält, denn tatsächlich finde ich den Igel ein sehr passendes Tier für dich. Niedlich, aber gleichzeitig stachelig!

Du malst nach wie vor sehr gerne, oftmals immer wieder dasselbe Sujet. Und du verbrauchst Unmengen an Papier. Als ich das Papier außer Reichweite räumte und dich bat, doch auch mal die Rückseite der Blätter zu verwenden, war das wohl das größte Unrecht überhaupt.

Am anstrengendsten sind übrigens schon seit längerem die Nachmittage, an denen wir nichts weiter vorhaben. Du weißt oftmals nichts mit dir anzufangen, bist natürlich auch etwas erschöpft von der Kita und dann muss ich dich ständig vom Einschlafen abhalten. Ich hasse das und hoffe, dass sich das bald bessert. Denn natürlich bin ich dann immer die böse Mama, die rumschreit. Leider haben wir nicht so viele soziale Kontakte, wie ich es gerne hätte. Eine gute Freundin von dir, mit deren Mutter ich auch sehr gut befreundet war, ist leider im Frühjahr weggezogen und wir vermissen sie schmerzlichst. Einen passenden „Ersatz“ haben wir leider noch nicht gefunden.

Geliebte große Tochter, ein halbes Jahrzehnt bin ich nun schon deine Mama! Manchmal sehe ich Fotos von früher an und kann mich kaum an das kleine dünne Baby bzw. später das knuddlige Kleinkind mit diesem unglaublichen Haarschopf erinnern. Du bist schon so ein großes Mädchen und wir lieben dich über alles!

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

Deine Mama, dein Papa