Abnabeln

Der Mann hat Elternzeit und für mich beginnt eine Zeit als „Nicht nur Mama“. Letzten Donnerstag war ich schon im Kino und daheim funktionierte es währenddessen die drei Stunden lang ganz prima.

Gestern war ich nachmittags tatsächlich im Waxing-Studio und heute nahm der Mann das Kind mit zu seiner Mutter und ich konnte die Zeit nutzen, um einfach nur zu pennen.

Zumindest nachts hält das Kind derzeit nämlich nicht viel von Trennung. Alle zwei bis zweinhalb Stunden werde ich geweckt, und da das schon recht lange so geht, geht es allmählich an die Substanz. Ich vermute weiterhin einen Schub und hoffe das Beste.

Meine Freundin, die wir am Wochenende besuchen, arbeitet seit Beginn des Monats Vollzeit und ist derzeit auf ihrer ersten Dienstreise. Vier Tage bzw. drei Nächte ohne ihre Tochter.

Heute Morgen schrieb sie, sie habe durchgeschlafen.

Ich glaube, ich möchte trotzdem nicht mit ihr tauschen.

Ein Zahn, ein Zahn!

Das Kind hat ihren ersten Zahn. Am Freitag brach er durch, am Tag der Befreiung, wie passend. ;)

Sie war da 6 Monate und 22 Tage alt und damit etwas langsamer als ihr Vater, der seinen ersten Zahn mit 5 Monaten, 1 Woche bekam.
Aber immer noch deutlich schneller als ich, ich hab mir damit fast ein ganzes Jahr Zeit gelassen.

Und bevor ich später behaupte, das sei alles total easy über die Bühne gegangen: über ein paar Wochen hinweg unregelmäßig schmerzvolles Schreien, gerne in der Öffentlichkeit, gerne eine Stunde lang. Ein bisschen mehr Sabbern (im Vergleich zu anderen Kindern zu vernachlässigen), ein bisschen mehr Stuhl.

Der zweite Zahn lauert schon nebendran.

Mein Baby wird groß! (Und jetzt kann sie vielleicht auch endlich das Krabbeln lernen. :p)

WMDEGT Mai 2015

(Einen Tag verspätet, aber fürs spätere Nachlesenkönnen schreibe ich es doch mal auf)

Der Tag beginnt um halb vier. Das Kind ist wach. Sehr wach. Der Mann wickelt sie, wieder in den Schlaf stillen ist unmöglich, ich fluche ein wenig und stehe auf. Im Wohnzimmer unterhalten wir uns eine Stunde lang, jede auf ihre Weise. Ich beschließe, dass es Zeit ist, wieder ins Bett zu gehen. Einschlafstillen unmöglich, ich fluche ein wenig mehr, gehe mit dem Kind ins Arbeitszimmer, wo ich dann ordentlich fluche, denn sie kotzt sich voll.
Der Mann steht auf und dann mir im Weg rum, ich säubere das Kind, warte eine halbe Stunde und gehe wieder mit ihr ins Bett, wo sie gnädigerweise einschläft.

Bis sieben Uhr, dann ist die Nacht endgültig rum. Ich bin noch nicht bereit aufzustehen, das Kind offenbar auch nicht, sie motzt, ich habe ein schlechtes Gefühl für den Tag.
Um viertel vor acht stehen wir doch auf, ich mache Frühstück. Das Kind frühstückt Obst, ich Müsli und ein Brötchen.
Um zehn nach neun kann ich sie schon wieder ins Bett bringen, wo sie bis zehn Uhr schläft. Ich beschäftige mich solange damit, am Fühlbuch zu nähen und Immobilienwebsites zu durchforsten.

Zehn Uhr ist eine blöde Uhrzeit, um wieder wach zu werden, denn wir wollen zum Babyschwimmen. Das fängt um viertel nach zwölf an. Ich packe trotzdem alles zusammen und gehe um kurz vor halb elf los.
Fast verpasse ich den Bus, doch der Busfahrer öffnet freundlicherweise nochmal die Tür und ich bedanke mich natürlich.

Im Bad angekommen, zahle ich den Eintritt und weise einem Elternpaar mit niedlichen Zwillingen den Weg zur Familienumkleide, wo ich auch hinwill. Das Kind ist leider nicht so angetan von unserer Unternehmung und schreit beim Umziehen.
Als wir zum Becken kommen, ist sie aber wieder gut drauf und unterhält sich bald darauf mit ihrer Fast-Namenvetterin.

Es sind diesmal viele Babys da, auch viele, die wir noch nicht kennen. Die Anleiterin begrüßt wie immer alle einzeln.
Wir singen und machen Huuii und Kuckuck, dann gehen wir alle in einen ganz engen Kreis, aber das findet das Kind schon nicht meh r gut. Nach einer Viertelstunde ist der Kurs für uns vorbei, sie ist müde und ich verschwinde wieder in der Umkleide, wo sie ziemlich ausdauernd schreit. Möp. Hätte ich mal auf mein Bauchgefühl gehört.

Ab nach Hause. Sie schläft ein, kurz bevor wir am Bus sind. Ich hoffe, sie zu Hause noch schlafend hochtragen können, aber weil ich im Aufzug beim Versuch, mit ihr auf dem Arm meine Tasche hochzunehmen, fast das Gleichgewicht verliere, wacht sie doch auf.
Ich kenne mein Kind, die 15 Minuten Schlaf reichen jetzt wieder für zwei Stunden. Ich bin genervt und habe Hunger. Zum Glück muss ich mir nichts kochen, sondern kann Reste warmmachen. Das Kind spielt derweil ausnahmsweise friedlich.

Es ist 13:30 Uhr. Ich setze sie neben mich in den Hochstuhl und gebe ihr eine Scheibe Gurke. Der Blick, den die Gurke kassiert, ist wirklich zum Schießen. :D
Ich bespaße sie noch ein wenig und versuche ab viertel nach zwei sie zum Schlafen zu bringen. Klappt nicht, also amüsieren wir uns auf dem Bett, bis sie um drei Uhr doch einschläft. Ich halte einen kurzen Power Nap neben ihr und gehe dann an meinen Computer, um neue Bilder zum Abziehen für die Omas und die Uroma auszusuchen. Das dauert etwas, denn obwohl ich gefühlt gar nicht so viele Fotos gemacht habe, muss ich feststellen, dass ich das letzte Mal Mitte März Fotos habe entwickeln lassen.
Ich komme nicht weit, um 16 Uhr ist das Kind wieder wach. Sie ist nach wie vor ziemlich schlecht drauf und ich beschäftige mich damit, sie umherzutragen und mit ihr aus dem Fenster zu schauen, das machen wir immer gerne.

Um 20 vor fünf ist meine Geduld am Ende und schalte den Fernseher ein. Das tue ich tagsüber nach Möglichkeit nicht, aber manchmal hab ich einfach genug. Ich schaue bis kurz vor fünf eine Zoosendung, das Kind lutscht an ihrer Fernbedienung. Dann schalte ich um, werde aber vom Wetter abgelenkt. Es sind Gewitter aus Südwesten vorhergesagt und ich hoffe als großer Gewitterfan, dass wir was davon abkriegen. Tatsächlich wird der Himmel minütlich dunkler und ich mache fasziniert Fotos.
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Im Süden regnet es schon und die Wolken haben merkwürdige Farben, grün und rot.
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Grade als ich das folgende Foto bei einer Hamburg-Wetter-Seite gepostet habe, geht es los.
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Von einem Moment zum anderen schüttet und stürmt es, wie ich es noch nicht erlebt habe. Der Wind kommt direkt aus Süden und drückt den Regen gegen Wohnzimmer- und Küchenfenster. Die sind zum Glück zu. Ich kann kaum weiter als bis zum Balkongeländer sehen und stehe mit fasziniert, mit einer Gänsehaut am Fenster. Es gewittert auch, aber nicht besonders stark. Das Kind auf meinem Arm bleibt unbeeindruckt. Ich schreibe besorgt dem Mann, der gerade auf dem Heimweg ist. Er ist in der U-Bahn und es wird wohl noch ein bisschen länger dauern, bis er zu Hause ist. Schließlich lässt der Sturm nach, es regnet nur noch und ich finde, es wird Zeit fürs Abendessen. Jedenfalls fürs Kind. Ich mache einen aufgepeppten Rest Gemüsebrei warm. Der ist jetzt jedoch aus irgendeinem Grund stückig, so dass sie würgt und hustet. Ich entsorge den Rest und steige auf Kartoffel mit Spinat um. Schließlich kommt der Mann klatschnass nach Hause, in der Hand einen Blumenstrauß. Wir haben nämlich heute 9-jähriges. <3
Ich freue mich sehr, füttere das Kind zu Ende und stelle die Blumen in eine Vase.

Dann darf der Mann sich um das Kind kümmern, ich suche solange weiter Fotos aus. Ich lade sie auf der Website des örtlichen Drogeriemarktes hoch. Das ist immer etwas nervig, denn die drei Empfängerinnen bekommen jeweils eine andere Größe und die Seite ist in dem Punkt nicht ganz benutzerfreundlich.
Schließlich ist auch das geschafft, der Mann isst zu Abend und ich kümmere mich noch ein wenig um das müde Kind, das idealerweise frühestens um 19 Uhr schlafen sollte. Klappt, sie schläft um viertel nach sieben.

Ich mache mir Abendbrot. Meine Freundin schickt ein Video von ihrer ebenfalls sechs Monate alten Tochter. Die hat eine interessante Art der Fortbewegung entwickelt, eine Mischung aus Krabbeln und Gleiten. Wir unterhalten uns über die unterschiedliche Entwicklung unserer Töchter, unser Kind ist von Fortbewegung noch weit entfernt, kriegt aber dafür grade die ersten Zähne.

Dann schauen wir Fernsehen, ich stricke an meinem Pullover. Um 20 nach acht wird das Kind zum ersten Mal wach, ich bringe sie wieder zum Schlafen und schaue dann weiter Fernsehen. Als die Sendung um viertel nach neun vorbei ist, gehe ich duschen und dann ins Bett. Der Mann folgt wenig später.

Ich schlafe allerdings erst gegen viertel vor elf ein. Vorher beschließe ich noch, den Tag am nächsten Tag zu verbloggen. Ich hab nämlich mal wieder WMDEDGT verpasst. ;-)

Gedanken

Das Kind  ist sechseinhalb Monate alt. Solange bin ich Mutter. Das, was ich immer (naja, 10 Jahre) sein wollte.

Es ist tatsächlich so schön, wie erwartet. Diesem kleinen Menschen beim Aufwachsen zuzusehen, wie sie jeden Tag etwas neues lernt, etwas neues tut. Und dabei so niedlich ist, dass mir manchmal Tränen in die Augen treten vor Glück.

Bisher, toitoitoi, sind mir auch viele unangenehme Dinge erspart geblieben. Milchstaus, Brustenzündungen, Stillhunger, Libidoverlust, ein Schreibaby oder allzu krasser Schlafmangel. (Diesen Artikel schrieb ich übrigens im Bett, während Mann und Kind neben mir schlafen. Trotz fieser Nächte in letzter Zeit konnte ich nicht einschlafen.)

Meine Stilldemenz hält sich glücklicherweise in Grenzen, ich bin also genauso vergesslich wie vorher, aber das ist schon schlimm genug.

Vieles, worüber ich mir vorher Sorgen gemacht habe, hat sich mit der Zeit von selbst ergeben. Was ziehe ich dem Kind an? Was mache ich, wenn es schreit? Was, wenn es in der Öffentlichkeit schreit? Wann wechsel ich auf die nächste Windelgröße? Lernt das Kind je, mal alleine zu schlafen? Wann fange ich mit Beikost an?

Im Großen und Ganzen bin ich als Mutter genauso entspannt, wie ich es schon als Schwangere war.

Jedoch. Seit sechseinhalb Monaten bin ich Mutter und genauso lange hadere ich auch, nämlich mit dem Kaiserschnitt. Es ist wie eine Wunde, an der man ständig rumprokelt, ein Schorf den man ständig aufkratzt. Völlig sinnlos, denn die Zeit lässt sich nicht zurück drehen.

Trotzdem seufze ich neidisch, wenn wieder ein Kind im Freundeskreis oder auf Twitter ganz normal zur Welt gekommen ist. Ich lese seit langem keine Geburtsberichte mehr, es sei denn von Twitterdamen, denen ich schon lange folge. Beim Bericht von Blumenpost habe ich Rotz und Wasser geheult. Sie bekam ihr Baby keine 24 Stunden nach mir, doch auf völlig andere Art. So, wie ich es mir gewünscht und ersehnt habe, nur halt im Krankenhaus statt daheim.

Es nützt nichts. Ich ärgere mich über mich selbst, aber es sticht, jeden Tag.
Dabei kann ich mich glücklich schätzen. Ich habe ein kerngesundes Kind, das sich prima entwickelt, die Narbe ist fantastisch verheilt und auch in der Rückschau war die OP selbst wirklich nicht schlimm.
Es ist eine Mischung aus Egoismus („Ich will das erleben!“) und („Mein armes Kind, per Kaiserschnitt, das ist einfach nicht ideal und ihren Geburtstag durfte sie auch nicht selbst bestimmen.“)

Symptomatisch übrigens, dass ich die Worte „Ich habe ein Kind auf die Welt gebracht“ nicht mal denken kann. Hab ich nicht. Ich wurde entbunden (da sind wir wieder bei der Schnittentbindung) und habe selbst nichts dazu beigetragen.

Zum Glück sind wir uns einig, dass wir ein zweites Kind wollen. Das wird zwar noch etwas dauern, aber bis dahin besteht wenigstens die Hoffnung, dass ich eine Gelegenheit bekomme, mich mit dieser Geburt zu versöhnen.
Sonst muss ich warten, bis ich aus dem Alter rauskriege, in dem alle um mich rum Kinder kriegen. ;-)

Lieblings-Tweets im April 2015

https://twitter.com/ohaimareiki/status/592653748914233344

Passende Tweets zur aktuellen Schlafsituation

Weitere Lieblings-Tweets wie immer bei Anne.