WMDEDGT November 2020

Wie jeden fünften eines Monats fragt Frau Brüllen, was wir eigentlich den ganzen Tag so machen. 

Der Tag fängt ausnahmsweise früh an, gegen halb vier ruft das kleine Kind, der Mann zieht rüber in ihr Zimmer. Etwa 10 nach sechs kommt auch noch das große Kind an. Fünf Minuten später muss der Mann aufstehen.

Ich kann noch eine ganze Stunde im Bett rumgammeln. Da das große Kind in Quarantäne ist und das kleine Kind entsprechend auch daheim bleibt, muss niemand aus dem Haus. Sehr angenehm eigentlich.Die Kinder verziehen sich ins Kinderzimmer und wollen Dinosauriergeschichten hören. Das gestaltet sich schwierig, da diese spezielle Geschichte mit der Sprachsteuerung einfach nicht gefunden wird. Der Mann kriegt es dann mit dem Handy hin.

Ich stehe um kurz vor halb acht auf und ziehe erst mich und dann das kleine Kind an und gehe dann runter zum Frühstücken. Der Mann sitzt bereits am Tisch und arbeitet. Ich frage ihn, wie es in den USA bei der Präsidentenwahl steht. Nichts neues bisher. Na gut. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Das kleine Kind pfeift sich fast ein ganzes Brötchen, teils mit Nutella, teils mit Marmelade rein. Ich esse Müsli und ebenfalls ein halbes Brötchen. Kaum hab ich das Müsli aufgegessen, kommt das kleine Kind an und möchte welches. Also mache ich ihr auch eine Schüssel. 

Um halb neun gehe ich die zwei Meter zum Schreibtisch. Zeit zum Arbeiten. Besonders fleißig bin ich dieser Tage nicht. Ich arbeite meinen Kram ab, mache nebenher aber auch noch etwas Haushalt, lese den Kindern vor oder gucke, ähem, ein paar Folgen The Big Bang Theory. Nach elf Jahren in dem Job geht der Rest im Schlaf.

Um zehn Uhr ist wie immer Call, wo wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand bringen. Der Kollege erzählt, dass er gestern mit seiner Tochter im Krankenhaus war. Das sind so Orte, wo man sich in der zweiten Welle einer Pandemie nicht unbedingt aufhalten möchte. Aber alles ist wieder gut.

Die Kinder kommen an und wollen was gucken. Kein Problem.Ich tausche mich per Sprachnachricht mit einer befreundeten Mutter aus, deren Tochter nächste Woche ein paar Tage bei uns ist. Da sie in derselben Klasse wie das große Kind ist, hatte sie die gleichen Kontakte. Vermutlich widerspricht das dem Quarantäne-Gedanken, aber solange beide gesund sind… Die Mutter ist alleinerziehend und kommt ohne Betreuung in die Bredouille.

Gegen zwölf machen der Mann und ich uns ans Kochen. Kartoffeln mit Spiegel und Fischstäbchen bzw. Mozzarella-Sticks. Nicht mordsmäßig ausgewogen, aber geht schnell und macht satt. Auch die Kinder essen halbwegs ordentlich. 

Danach arbeite ich noch etwas und mache um viertel vor zwei Feierabend. Die Kinder kommen erneut an und wollen was gucken. Ok. Ich fange an, diesen Text zu schreiben.

Den größten Teil des Nachmittags verbringe ich mit Häkeln. Es geht besser als gedacht, auch wenn mich die Kinder immer wieder rausbringen. Zwischendurch lese ich was vor oder mache den Kindern was zum Hören an. 

Irgendwann möchte das große Kind einen Weihnachtswunschzettel schreiben. Ich buchstabiere ihr „Schneekugel“, dann rennt sie nach oben zu Stift und Papier und will, dass ich es nochmal buchstabiere. Danach „Weihnachtsmann“. Buchstabieren durchs ganze Haus klappt nicht so. Es wird letztlich „EIKNACKTSMALN“ draus. Was natürlich wieder zu einem Drama und einem geheulten „Ich werde NIE schreiben lernen!“ führt. Dabei kann sie schon schreiben. Nur lesen halt noch nicht.

Um kurz vor vier macht auch der Mann Feierabend. Er liest dem kleinen Kind was vor und macht ihr einen Apfel. Das große Kind hört ausdauernd „Conni“-Hörspiele. 

Die Kinder schnappen sich das iPad und arbeiten sich durch die Maus-App. An der frischen Luft war heute irgendwie keiner, nur ich einmal, als ich den Müll rausgebracht habe. Das müssen wir morgen mal wieder ändern. Wirklich doof, wenn ein Familienmitglied nicht weiter als bis vor die Haustür darf. 

Der Mann berichtet von unserer befreundeten Familie, bei denen ebenfalls ein Kind in Quarantäne ist. Deren zwei Wochen sind morgen rum, aber nun liegt die Mutter seit gestern mit Erkältungssymptomen und Kopfschmerzen flach. Sie wurden bereits heute Morgen getestet und wir hoffen das Beste.

Ich schreibe mit einer Freundin, die auf meinen WhatsApp-Status reagiert hat. Darin hatte ich die bisher gestrickten Stulpen gezeigt und ihre Tochter wünscht sich jetzt dringend welche. Kein Problem, das mache ich gerne. Ich freue mich immer, wenn ich jemanden bestricken kann.

Um halb sechs begebe ich mich in die Küche. Da muss dringend mal aufgeräumt werden. Danach decke ich den Tisch. Das große Kind jammert seit einer Stunde, dass sie Hunger hat und mein Magen ist auch ziemlich leer. Um 18 Uhr sitzen wir alle am Abendbrottisch. Der Mann isst allerdings noch nichts. Na gut. 

Danach die übliche Abendroutine. Noch eine Folge Doc McStuffins, danach umziehen, Zähnputzen, was vorlesen, was zum Hören anmachen, Feierabend. Außerdem räume ich noch etwas in des großen Kindes Zimmer auf, weil man da kaum noch treten kann.

Es ist etwa halb acht, als ich mich aufs Sofa setze und diesen Text fertig schreibe. Das große Kind schläft definitiv noch nicht, ich höre sie oben lachen und spielen. Der Mann telefoniert mit einem Freund.

Für heute stehen nur noch Häkeln, Fernsehen und Duschen an. 

Gute Nacht!